2 OKTOBER 2022 / THOUGHTS

Kunst von K.I.

Dall-E 2, Disco Diffusion, Midjourny, Craiyon.ai und nun Stable Diffusion. Die Entwicklung von generativen Diffusionsmodellen geht unglaublich schnell voran. Und das ganze in einem Bereich, der vor wenigen Jahren noch als unantastbar galt: Kunst.

Was sind denn Diffusionsmodelle überhaupt?

Sehr einfach und der Sache niemals gerechtwerdend sind Diffusionsmodelle generative K.I. Modelle, die aus einem zufälligen Rauschen aus mithilfe eines Textes (Prompt) Bilder erstellen können.

Emotionale Diskussionen

Die Diskussionen über die Bilder und den Einsaz solcher Modelle sind inzwischen sehr emotional. Zwischen Künstler*innen, die K.I. als Werkzeuge einsetzen (bspw. in der Konzeptualisierung oder auch zur Generierung von Texturen für 3D-Projekte) und Künstler*innen, die die Bilder verteufeln und in den Modellen den Feind sehen, scheint es keinen Mittelgrund mehr zu geben. Doch die Tatsache bleibt: Solche Modelle sind verfügbar. Sie können einfach eingesetzt werden, und verschwinden werden sie nicht mehr. Dass solche Modelle Künstler*innen ersetzen werden halte ich für unmöglich. Kunst ist Ausdruck menschlicher Empfindungen, Gefühle und Beobachtungen. Kunst kann kritisieren und erschüttern. Kunstwerke können mit Schrift, Stift, Pinsel oder einem Musikinstrument fass- und fühlbar gemacht werden. Ohne den Faktor Mensch, ohne diese Emotion, bleibt Kunst m.E. ohne Bedeutung. Die Zukunft sehe ich, um fast schon philosophisch zu werden, am ehesten in einer Symbiose. K.I. kann Künstler*innen unterstützen, kann aber genauso gut weggelassen werden, sie wird nie Voraussetzung für künstlerisches Schaffen sein. Ein Werk kann bei den Betrachter*innen Wirkung erzielen, unabhängig von den Werkzeugen, die zur Werkerstellung benutzt wurden.

Rechtliches Neuland?

Für mich als Jurist natürlich von besonderem Interesse sind auch die rechtlichen Fragen rund um Modelle und die generierten Bilder. Die Modelle lernen anhand von Millionen von Bildern Konzepte. Sie lernen den Zusammenhang zwischen dem Wort "Hund" und dem, was sich in Trainingsbildern befindet, die mit diesem Label versehen sind: Hunde. Dabei handelt es sich um Trainingsbilder, die wohl in den aller meisten Fällen urheberrechtlich geschützte Werke sind. Basierend auf diesen Trainingsresultaten und den erlernten Konzepten generiert eine K.I. unter Anleitung eines Menschen (Verfasser*in des Text-Prompts) nun ein Bild. Doch was ist dieses Bild? Ist es ein urheberrechtlich geschütztes Werk i.S.v. Art. 2 Abs. 1 URG? Handelt es sich bei den Bildern um geistige Schöpfungen der Kunst, die über individuellen Charakter verfügen? Kann eine Maschine überhaupt geistig schöpfen, oder schöpft der Mensch mit der Eingabe eines Text-Prompts? Und können die generierten Bilder überhaupt über einen individuellen Charakter verfügen, wenn die K.I. doch nur aus bestehenden Werken lernt? Doch dürfte es daran scheitern? Lernen wir Menschen nicht ebenfalls nur aus bereits Bestehendem?
Nur ein kleiner Abriss der vielen Fragen, die mir durch den Kopf schwirren.

Das Bild dieses Beitrages ist ein generiertes Bild von Dall-E 2.